35 geht – so wie in Brandenburg an der Havel und Hennigsdorf!

14.11.2022 | „35 geht!“ – das sagen Stahlwerkerinnen und Stahlwerker, die es wissen müssen. Wir tragen Erfahrungen und Argumente aus anderen Bezirken zusammen. In unserer Interviewserie haben wir bei Stefanie Jahn (Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg und Potsdam) in Brandenburg angerufen.

Seit wann gibt es bei Euren beiden Werken in Brandenburg an der Havel und in Henningsdorf die 35-Stunden-Woche?
Stefanie Jahn: Seit 2003. Für alle Beteiligten ist es gut. Die Belegschaften sind zufrieden, die Werke laufen, der Schichtbetrieb lässt sich sogar variabler und damit effizienter gestalten. In Brandenburg an der Havel profitieren mehr als 840 Kolleginnen und Kollegen von unserem Erfolg vor 20 Jahren, in Hennigsdorf sind es 740. Sogar die Arbeitgeber werben inzwischen mit unserer tariflichen Errungenschaft.

Klasse - das klingt ja nach Harmonie! Oder?       
Nein, das täuscht! Die Arbeitgeber sind nur stolz darauf, wenn es ihnen nutzt. Wir wissen, dass die 35 in Bewerbungsgesprächen immer angeführt wird, um dringend benötigte Fachkräfte für die beiden Werke zu gewinnen. Grundsätzlich gibt es für die Belegschaft nichts ohne Kampf und Druck. Das sehen wir bei den knallharten Verhandlungen um die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes ebenso wie bei den Eingruppierungen.

Wie wirkt sich die 35 auf die M+E-Betriebe aus?
Wir alle wissen, dass die 35 ein echtes Jobkriterium für Fachkräfte ist. Stahl ist hart und anstrengend. Die Arbeitgeber müssen den Beschäftigten deshalb mehr bieten. Gegenüber den benachbarten Betrieben der M+E-Industrie, die sich jetzt endlich auf den Weg zur 35-Stunden-Woche machen, ist die kürzere Arbeitszeit ein Vorteil.

Interview: Horst Martin

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