19.10.2025 | Bei den Tarifverhandlungen zeichnet sich zwar eine Annäherung ab – doch eine endgültige Einigung steht auf der Kippe. Grund ist die Haltung der Geschäftsführung, zentrale Arbeitnehmerrechte infrage zu stellen und damit den gesamten Abschluss zu torpedieren.
„Wenn ein Unternehmen gesetzlich verbriefte Rechte missachtet und Beschäftigte unter Druck setzt, weil sie sich gesetzeskonform an einer Tarifrunde beteiligt haben, dann hört das Verständnis bei uns auf“, betont Christian Patho, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Jena-Saalfeld. „Was TALLAG hier betreibt, geht weit über das handelsübliche Ringen beider Seiten um das beste Ergebnis hinaus – es geht um die Anerkennung von Grundrechten der Beschäftigten.“
In dieser Woche entscheidet sich, ob der für den Betrieb dringend notwendige, neue Tarifvertrag abgeschlossen werden kann. Dabei ist eine Einigung in greifbarer Nähe: Über die berechtigten Forderungen der Beschäftigten nach Umsetzung der seit mehr als zwölf Jahre vereinbarten Angleichung der Arbeitsbedingungen an das Mutterunternehmen und die Vorstellungen der Unternehmensführung wurde in den vergangenen Wochen intensiv verhandelt.
Knackpunkt bleibt jedoch die sogenannte Maßregelungsklausel: Diese seit Jahrzehnten übliche und in Tarifverträgen selbstverständliche Regelung schützt einzelne Beschäftigte davor, wegen gewerkschaftlichen Engagements persönlich benachteiligt zu werden. Die Geschäftsführung weigert sich bislang, diese Klausel in den neuen Vertrag aufzunehmen.
„Die Maßregelungsklausel ist keine Nebensache, sondern eine Grundvoraussetzung für faire Tarifpolitik“, so Gewerkschaftssekretär Patho weiter. „Wer im Jahr 2025 noch glaubt, man könne im Osten in Wild-West-Manier mit Beschäftigten umgehen, der irrt gewaltig. Diese Zeiten sind vorbei – es gibt kein Zurück!“
Die IG Metall appelliert an die Unternehmensleitung, jetzt Verantwortung zu übernehmen und den Weg für einen fairen und zukunftsfähigen Tarifabschluss freizumachen.
Zum Hintergrund
Der Anerkennungstarifvertrag von 2008 sieht eine schrittweise Angleichung von Löhnen und Gehälter bis 2013 an die TALLAG Saalfeld GmbH (ehemals SAMAG Saalfeld) vor. Seither stimmte die Rottenbacher Belegschaft – jedes Jahr aufs Neue aufgrund von betriebswirtschaftlichen Problemen – einer Verschiebung der Umsetzung zu. Inzwischen ist das Werk mit einem siebenstelligen Betrag in der Gewinnzone, besitzt eine gute Auftragslage und kann sich die Umsetzung seiner Verpflichtung leisten.
Die TALLAG Rottenbach GmbH – früher: SAMAG Truck Components GmbH (STC) – ist eine Firma der Automobilzulieferindustrie mit ca. 120 Beschäftigten. Das traditionsreiche Unternehmen ist Teil der TALLAG-Gruppe, die über eine Beteiligungsgesellschaft dem Land Thüringen gehört. Die TALLAG-Unternehmen sind nicht Mitglied im Thüringer Arbeitgeberverband, mit dem die IG Metall einen Flächentarifvertrag abgeschlossen hat.