Solidarität statt Konkurrenz - Sozialpolitisches Forum Jena

12.06.2020 | „Wir sollten uns grundsätzlich die Frage stellen, ob Gesundheit, Bildung, ja der Mensch an sich, nur eine Ware ist, ob alles zum Verkauf steht, oder ob wir unser Gesellschaftssystem nicht ganz neu denken müssen.“, kommentierte eine Teilnehmerin am Sozialforum die Eingangsfrage.

Was soll nach der Krise anders werden, als vorher? Unter dieser Frage haben sich über 65 Menschen am Donnerstag den 11.06.2020 zum Sozialforum unter freiem Himmel im Fauloch in Jena versammelt.   

Aufgerufen zu der Veranstaltung hatte ein lokales Bündnis aus mehreren Gruppen. Der Frauen*streik Jena steht für den weltweiten Protest gegen die Gewalt, Entrechtung und Ausbeutung von Frauen und hat sich zum Ziel gesetzt die Strukturen von Sorge- und Erwerbsarbeit solidarisch und selbstbestimmt, geschlechtsunabhängig und gerecht entlohnt umzugestalten. Die Bürgerinitiative für soziales Wohnen in Jena streitet für die Rekommunalisierung und Demokratisierung des teilprivatisierten Wohnungsbestands der Stadt Jena. Aufgerufen haben auch der DGB, Verdi und die IG Metall zu dem Sozialforum. Aufgeteilt in kleineren Gruppen diskutierten die Teilnehmer gemeinsam wie sich die Krise auf ihren Lebensalltag auswirkt und was nach der Krise anders werden muss. Im Anschluss wurden die Gruppenergebnisse in großer Runde zusammengetragen und von den Teilnehmern des Forums ergänzt. 

„Ein Zurück zum status quo, zum Zustand wie er vor der Krise herrschte, wollen und können wir als IG Metall nicht mitgehen. Gleichzeitig ist jetzt schon abzusehen, dass wir in den Betrieben in Ostthüringen harte Verteilungskämpfe über die Kosten der Krise haben werden.“, so Christoph Ellinghaus, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Jena-Saalfeld und Gera.  

In den letzten Wochen und Monaten hat sich gezeigt wie anfällig unsere Gesellschaft auf die Corona Pandemie reagiert. Ob Kurzarbeit und Verdienstausfälle, Arbeitslosigkeit, Kinderbetreuung im Home-Office, Leben auf engstem Raum, Überstunden, Kürzungen im Kultur- und Sozialbereich oder Kontaktbeschränkungen: die Einschnitte in unserem Alltag sitzen tief und stellen eine starke Belastung dar. 

Was anders werden soll, darauf hatten die Teilnehmer am Sozialforum viele Antworten. Dabei ging es vor allem um ganz konkrete Forderungen wie die Abschaffung des Ehegattensplittings, den Ausbau des sozialen Wohnungsbestands in der Stadt Jena oder eben Tarifverträge für gute Arbeitsbedingungen.   

Franziska Wolf von der IG Metall Jena-Saalfeld und Gera moderierte die Veranstaltung und zog zum Ende ein Fazit: „Dieses Sozialforum ist für uns nur ein Auftakt. Wir haben gemeinsam festgestellt das wir ähnliche Interessen haben, dass wir uns Sorgearbeiten, Bildung, Erziehung, Arbeiten und Wirtschaften aber auch Wohnen ganz anders vorstellen können, als es bisher organisiert ist. Die Frage wird sein wie wir unsere Interessen auch gemeinsam durchsetzen können.“  

Damit wollen die Veranstalter auch eine Brücke zum nächsten Sozialforum schlagen.Dann soll die Durchsetzung der Vorstellungen, was denn nach der Krise anders werden soll, als vorher, zum Gegenstand der Diskussion werden.

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