Tarif

Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie in Thüringen übertragen

19.02.2018 | Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 4,3 Prozent und ein Einstieg in neue Arbeitszeitpolitik Frankfurt am Main/ Erfurt. Die IG Metall im Bezirk Mitte und der Verband der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen haben am heutigen Mittwoch in mehrstündigen Verhandlungen in Erfurt einen Tarifabschluss für die Metall- und Elektroindustrie in Thüringen vereinbart.

Dieser Abschluss sieht folgende Eckpunkte vor:

  • eine Pauschalzahlung i.H.v. 100 Euro für den Monat März 2018,
  • 4,3 Prozent mehr Entgelt und Ausbildungsvergütung ab dem 1. April 2018,
  • ein jährliches tarifliches Zusatzgeld in Höhe von 27,5 Prozent eines Monatsentgelts ab 2019,
  • ebenfalls im Jahr 2019 ein Festbetrag von 400 Euro, ab 2020 Erhöhung des tariflichen Zusatzgeldes um 12,3 Prozent des Eckentgeltes,
  • ein Anspruch auf befristete Reduzierung der Arbeitszeit (bis zu zwei Jahren) auf bis zu 28 Stunden mit Rückkehrrecht in die Vollzeit,
  • zusätzliche 8 freie Tage für Kindererziehung und Pflege sowie Entlastung bei Schichtarbeit und
  • ein Tarifvertrag für »mobiles Arbeiten«.


Damit erhalten die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie ab 2019 die Möglichkeit einer »kurzen Vollzeit«, also einer Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Wochenstunden für bis zu zwei Jahre. Anschließend sind entweder die Rückkehr in Vollzeit oder eine erneute Absenkung möglich. Eine erhöhte Arbeitszeitsouveränität und –flexibilität wurde für Schichtarbeiter, pflegende Angehörige oder Eltern junger Kinder erreicht: Sie haben ab 2019 die Wahl, ob sie das neue tarifliche Zusatzgeld oder acht freie Tage pro Jahr in Anspruch nehmen. Zwei dieser Tage finanziert in diesem Fall der der Arbeitgeber. Die Laufzeit der Tarifverträge beträgt 27 Monate. Das Ergebnis steht unter dem Vorbehalt einer Erklärungsfrist.

»Mit dem Tarifergebnis hat die IG Metall auch in Thüringen einen Paradigmenwechsel in der Frage der Arbeitszeitgestaltung herbeigeführt: Ab 2019 wird Flexibilität nicht mehr allein vom Arbeitgeber definiert. Die Beschäftigten erhalten einen Anspruch auf Arbeitszeitverkürzung«, sagt Jörg Köhlinger, IG Metall Bezirksleiter und Verhandlungsführer. »Und wir haben mit der Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen eine angemessene Beteiligung der Thüringer Beschäftigten an der sehr guten wirtschaftlichen Situation der Unternehmen erzielt«, so Köhlinger weiter.

Nicht schriftlich fixiert wurde eine Gesprächsklausel zur Angleichung der Thüringer Tarifverträge und Arbeitsbedingungen an die westlichen. Verabredet wurde jedoch, noch im ersten Halbjahr 2018 in Gespräche zu diesen Themen einzutreten. »Das ist ein wichtiges Thema für die Beschäftigten der Thüringer Metall- und Elektroindustrie, und das wissen auch die Arbeitgeber. Die IG Metall jedenfalls wird hier jetzt schnell tätig werden«, so Jörg Köhlinger, Bezirksleiter und Verhandlungsführer.

Der Tarifabschluss kam vor allem durch den Druck der Beschäftigten zustande. Im Bezirk Mitte, zu dem neben Thüringen auch Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland gehören, haben sich fast 200.000 Menschen an 650 Warnstreiks und Kundgebungen beteiligt, darunter waren fast 10.000 Thüringer Beschäftigte. Darüber hinaus fanden in zahlreichen Betrieben, auch in Thüringen, ganztägige Warnstreiks statt.

Die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie gelten in Thüringen für etwa 17.000 Beschäftigte. Sie gelten darüber hinaus für weitere 3.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über Anerkennungstarifverträge, die direkt zwischen den jeweiligen Unternehmen und der IG Metall abgeschlossen wurden.

Von: kb

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