26.03.2025 | Die SAMAG Machine Tools GmbH in Saalfeld kann für alle anstehenden Investitionen aus den Milliardenpaketen des Bundes fertigen! Jetzt geht es darum, um angesichts der drohenden Insolvenz mehr Zeit zu bekommen, die Weichen auf Zukunft zu stellen.
Bis 30. April ist Zeit, eine Regelinsolvenz bei SAMAG Machine Tools abzuwenden. Es geht bei dem Traditionsunternehmen in Saalfeld um mehr als die Rettung eines einzelnen Unternehmens. Leistungsfähige Betriebe wie dieser – ausgestattet mit Know-how und Fachkräften – bilden die industrielle Substanz unseres Landes. Gerade weil quasi jede Branche diese Werkzeugmaschinen braucht, muss die Produktion hierzulande in Thüringen erhalten bleiben. Was der Betrieb leisten kann, haben wir den BR-Vorsitzenden Hans Christian Weyhe und das BR-Mitglied Jens Knobelsdorf gefragt. Das Gespräch führte der Journalist Horst Martin.
Wie geht die Belegschaft der SAMAG Machine Tools GmbH in Saalfeld mit der belastenden Situation um?
Weyhe: Die Sorgen sind schon sehr groß, denn wir haben eine ähnliche Situation schon vor Jahren gehabt. Wir sehen in der Krise allerdings auch die Chance, durch Investitionen auf Zukunft zu setzen. Das Investitionsprogramm der Bundesregierung muss die Industrie wieder stärken und mit Aufträgen versorgen. Wir sind bereit!
Knobelsdorf: Natürlich macht sich jeder seine Gedanken. Wir arbeiten aber trotzdem unsere Aufträge ab. Unser Problem ist nicht die Leistungsfähigkeit - im Gegenteil! In den letzten Jahren haben wir z.B. Maschinen und Vorrichtungen hergestellt, auf denen eine Vielzahl an Teilen bearbeitet werden kann: von Radträgern, Antriebsachsen und Bremssattel in der Fahrzeugtechnik über E-Motorenwellen, Wärmetauscher und diverse Gehäuse im Maschinen-, Anlagen- und Aggregatebau bis hin zu Dehnungsschrauben für Kraftwerke, Werkzeuge zur Lego-Herstellung oder Maschinen für die Gummibärchen. Wer von uns eine Maschine für seine Fertigung möchte, ist in besten Händen!
Wenn der Bund wie angekündigt in Infrastruktur, Klimatechnologie und Sicherheit investieren wird, braucht man also Werke wie das in Saalfeld?
Weyhe: Ganz genau! Wir können für die ganze Palette an Investitionen Lösungen entwickeln, produzieren und liefern. Dies haben wir z.B. mit unseren hocheffektiven Mehrspindlern auch über die letzten Jahrzehnte hinweg weltweit erfolgreich getan. Wenn die Politik die Milliardenpakete in die Wirtschaft pumpt, braucht sie Betriebe wie unseren. Der Bund und Thüringen sind mit den aktuellen Mehrheiten handlungsfähig. Wir sehen die Bundes- und Landespolitik in der Pflicht, jetzt aktive Industriepolitik zu gestalten. Was machen denn Landesregierung, Ministerien und Landesgesellschaften aktuell, um Aufträge aus dem Milliardenpaket nach Thüringen zu holen?
Knobelsdorf: “Whatever it takes” – das muss auch für uns gelten. Für Ausreden ist kein Platz.
Wer in Deutschland von Industrie spricht, meinte jahrzehntelang vor allem das Auto. Wie abhängig sind Sie von dieser Branche?
Knobelsdorf: Natürlich stellen wir Maschinen für die Bearbeitung beispielsweise von Radträgern, Antriebsachsen und Bremssattel her. Aber die Auto-Industrie ist nur eine unserer Zielgruppen. Wir sind so breit aufgestellt, dass viele neue Branchen zu uns kommen können. Unser Leistungsversprechen ist attraktiv: Wir können höchste Qualität in großen Stückzahlen!
Weyhe: Auch unser Standort – mitten in Deutschland und Europa - mit recht guter Infrastruktur und Verkehrsanbindung ist ein starkes Argument.
Welche Chancen ergeben sich durch die angekündigten Investitionen des Bundes?
Knobelsdorf: Egal, ob wir in Bahnstrecken, Brücken oder Bauten investieren wollen. Überall werden Maschinen, Anlagen und Aggregate gebraucht. Diese müssen gebaut werden und bestehen aus vielen Einzelteilen. Da kommen wir ins Spiel. Wer als Investor bei uns einsteigt, hat sofort die Ressourcen, um Aufträge abzuarbeiten.
Das klingt nach einer Perspektive. Aber wie soll das so schnell gehen?
Weyhe: Jeden Tag erleben wir eine neue Zeitenwende. Das Problem ist aber: Für die Überbrückung muss die Wirtschaft mehr Zeit gewinnen. Aus meiner Sicht ist hier die Politik gefragt, um die substantiellen Strukturen in der Übergangszeit zu erhalten und zu erneuern. Wenn ein Werk erst einmal zu ist – also Know-how, Fachkräfte und Maschinen weg sind, dann ist es für uns in Thüringen hier vorbei. Wir sagen: Kurzfristig überbrücken, um gestärkt mittel- und langfristig weiterzumachen!
Was schlagen Sie vor?
Weyhe: Die Politik muss sich auf Landesebene mit höchster Priorität damit befassen, die vorhandenen Kapazitäten in die Zukunft zu bringen. Was wir hier bei der SAMAG erleben, gilt auch für andere Betriebe.
Knobelsdorf: Thüringen ist Industrieland. Immer schon - und das muss auch in Zukunft so bleiben! Sowohl Landes- als auch Bundespolitik können sich jetzt nicht verstecken. Auf Ankündigungen müssen Taten folgen. Das erwarten wir.