HET BOЙHE - Nein zum Krieg!

21.03.2022 | Auch die IG Metall positioniert sich zum Angriff Russlands auf die Ukraine und hat in den letzten Wochen zu Demonstrationen gegen den Krieg aufgerufen. Die IG Metall Jena-Saalfeld und Gera schließt sich einem Appell für den Frieden und gegen Hochrüstung an.

Kernpunkt der Diskussion und in den DGB Gewerkschaften umstritten ist die in der Regierungserklärung vorgenommene Richtung zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 2% des Bruttoinlandprodukts und die Verankerung eines Sondervermögens von 100 Mrd. Euro zu diesem Zweck im Grundgesetz. Hier der Appell im Wortlaut:

www.der-appell.de
#derappell

HET BOЙHE - Nein zum Krieg!
Demokratie und Sozialstaat bewahren statt Hochrüstung im Grundgesetz!

Am 24. Februar überfiel Russland unter Präsident Wladimir Putin die Ukraine. Schon jetzt hat dieser Krieg Tausende Opfer gefordert und Hunderttausende die Heimat gekostet.

Dieser Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen. Putin trägt die volle Verantwortung für die Toten und die Menschen auf der Flucht. Putins Begründungen für den Krieg sind Lügen und Propaganda.

Wir machen uns große Sorgen über die Zukunft von Frieden und Sicherheit in Europa und der Welt. Diese Angst verbindet uns mit den fast 500.000 Menschen, die nach Beginn des Krieges allein in Köln, Berlin, München, Frankfurt, Hamburg und Hunderten anderen Städten auf die Straße gingen und dort ihrer Empörung über Putins Krieg, ihre Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung, ihrer Angst vor einer weiteren Eskalation und ihrem Wunsch nach Frieden und Sicherheit Ausdruck verliehen. Mit ihnen gemeinsam haben wir gegen Putins Krieg und für Frieden demonstriert.

Diese Demonstrationen waren die größten Friedensdemonstrationen seit den Protesten gegen den Irakkrieg im Jahr 2003. Noch am selben Tag, an dem in Berlin die Menschen gegen den Krieg auf die Straße gingen, präsentierte die Bundesregierung mit Unterstützung der CDU/CSU ein Maßnahmenpaket, das die größte Aufrüstung Deutschlands seit Ende des Zweiten Weltkriegs vorsieht. Eine massive Hochrüstung der Bundeswehr hilft den Menschen in der Ukraine nicht. Die neu anzuschaffenden Waffen werden die Ukrainer:innen in ihrem Kampf und Recht auf Selbstverteidigung nicht unterstützen.

Schon jetzt übersteigen die „Verteidigungsausgaben“ aller 30 NATO-Staaten die russischen um fast das Zwanzigfache. Die Anschaffung von konventionellen Waffen wie Kampfflugzeugen und bewaffungsfähigen Drohnen als Abschreckung unter atomaren Militärblöcken ist sinnlos.

Die NATO-Länder und auch Deutschland haben schon vor 2014, d.h. lange bevor es den Ukrainekonflikt gab, begonnen, ihre Rüstungsausgaben massiv zu steigern. Teile der Hochrüstungspläne wurden schon im Koalitionsvertrag abgesegnet, lange bevor es die ersten Warnungen vor einer bevorstehenden russischen Invasion gab. Nun werden fürchterliche Bilder der Toten und Zerstörungen in der Ukraine für eine radikale Kursänderung in der deutschen Außenpolitik instrumentalisiert, sogar eine Grundgesetzänderung hat Bundeskanzler Olaf Scholz als Ziel benannt. Den Krieg in der Ukraine als Anlass für eine nie dagewesene Hochrüstung zu nehmen, lehnen wir ab.

Eine solche Wende der deutschen Außenpolitik „um 180 Grad“, wie es Außenministerin Annalena Baerbock nannte, mit entsprechend dramatischen Folgen auch für die Innenpolitik – für den Sozialstaat, für Liberalität und Mitmenschlichkeit – ganz ohne breite gesellschaftliche Debatte, ohne parlamentarische, ja sogar ganz ohne innerparteiliche Debatte zu beschließen, ist ein demokratiepolitischer Skandal.

Zusätzlich zu den bisherigen 49 Milliarden Rüstungsausgaben im Haushalt 2022 sollen noch in diesem Jahr 100 Milliarden als Sondervermögen für die Bundeswehr eingestellt werden. Diese Summe entspricht den Ausgaben mehreren Bundesministerien, darunter so wichtige Ressorts wie Gesundheit (16,03 Mrd.), Bildung und Forschung (19,36 Mrd.), Innen, Bau und Heimat (18,52 Mrd.), Familie, Senioren, Frauen und Jugend (12,16 Mrd.), Wirtschaft und Energie (9,81 Mrd.), Umwelt (2,7 Mrd.), Zusammenarbeit und Entwicklung (10,8 Mrd.) sowie Ernährung und Landwirtschaft (6,98 Mrd.). Zukünftig sollen dann dauerhaft 2% des Bruttoinlandsprodukts für Rüstung ausgeben werden. Damit würden diese Ausgaben auf deutlich über 70 Milliarden Euro jährlich steigen. Gleichzeitig will die Bundesregierung an der „Schuldenbremse“ festhalten, was langfristig die Frage unserer demokratischen Prioritäten aufwirft und die Gefahr massiver Sozialkürzungen mit sich bringt. Diese politische Weichenstellung, dazu mit einer Grundgesetzverankerung für zukünftige Regierungen verpflichtend zu machen, lehnen wir im Namen der Demokratie ab. Nicht Hochrüstung, sondern Frieden, Sicherheit und soziale Gerechtigkeit sind Auftrag des Grundgesetzes.

Wir fordern statt folgenreicher Entscheidungen, die quasi über Nacht und in kleinstem Kreis getroffen werden, die breite demokratische Diskussion über ein umfassendes Sicherheitskonzept, das die Sicherheit vor militärischen Angriffen genauso einschließt wie pandemische und ökologische Aspekte und dem das Konzept der Einheit von Sicherheit und gemeinsamer Entwicklung zugrunde liegt.

Wir sind konfrontiert mit Krieg und unendlichem Leid, mit Flucht, mit Armut und sozialer Unsicherheit, mit einer globalen Pandemie, die aufgezeigt hat, wie unsere Gesundheitssysteme auf Kante genäht sind, mit einer öffentlichen Infrastruktur, deren Jahrzehnte lange Vernachlässigung uns heute teuer zu stehen kommt, und mit einer Klimakatastrophe, die genauso wenig vor Staatsgrenzen Halt macht und immense Investitionen in Zukunftstechnologie und soziale Abfederung erforderlich macht. Die auf Jahrzehnte geplante Hochrüstung beendet das Sterben in der Ukraine nicht, macht unsere Welt nicht friedlicher und nicht sicherer. Wir können sie uns im Namen der Zukunft nicht leisten.

www.derappell.de

 

Unsere Social Media Kanäle