Blockadehaltung der Arbeitgeber - Tarifverhandlung der Branche Textil Ost vertagt

Heute trafen sich die IG Metall mit dem Arbeitgeberverband vti zur Zweiten Tarifverhandlung in der Textilindustrie Ost in Chemnitz. Tangiert von lautstarken betrieblichen Aktionen vor Ort wurden die Forderungen der Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben noch einmal sehr deutlich. Angleichung der Arbeitszeit, 6 Prozent mehr Geld und eine neue Regelung zur Altersteilzeit sind nur einige Punkte des Forderungskatalogs. Nachdem der Arbeitgeberverband ein Angebot vorgelegt hatte, welches sehr weit von den Vorstellungen der IG Metall entfernt lag, war auch heute eher eine Blockadehaltung zu verspüren. 

Mit geballter Men-/Womepower wurden die Arbeitgeber zur heutigen Tarifverhandlung begrüßt. Auch Kolleginnen und Kollegen der Firma Getzner Textil Weberei Gera GmbH sind mit zu den Verhandlungen angereist. Zusammen mit anderen aktiven Mitgliedern der IG Metall machten die Kolleginnen und Kollegen Druck vor dem Verhandlungsort: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns Drei Stunden klaut“. Grund für Unmut, Verwunderung und Ärger seitens der Arbeitnehmerseite gibt es genug. Das vorgelegte Angebot der Arbeitgeber, welches heute zur Verhandlung stand, ist weit von den Vorstellungen der IG Metall entfernt. Mit der Kündigung des Tarifvertrags zur unbefristeten Übernahme von Azubis senden die Arbeitgeber ein fatales Signal. Fachkräftemangel ist in den ostdeutschen Bundesländern besonders stark ausgeprägt. Der Glaube und die Vision einer erfolgreichen Zukunft fehlt. Mit einer Blockadehaltung wurde dies seitens des Arbeitgeberverbands sehr deutlich. Die nächste Verhandlung soll am 17. April in Zwickau stattfinden.

„Es muss jetzt endlich Bewegung rein, dazu gehört ein positiver Blick und auch eine Vision für die Zukunft. Ich vermisse das bei den Arbeitgebern. Noch immer werden Niedriglohnpolitiksprüche geklopft und die 40 Stunden Woche als Standortvorteil deklariert. Es bedarf einer realistischeren Betrachtung, was das Thema Arbeitszeitanpassung angeht. Die Branche muss ihre Attraktivität erhöhen, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt Eileen Müller, politische Sekretärin der IG Metall Ostsachsen.

„Die Textilarbeitgeber stehen in der Verantwortung, Arbeitszeiten anzubieten, die zum modernen Leben passen. 30 Jahre nach dem Mauerfall muss die Arbeitszeitmauer jetzt auch fallen. 37 Stunden sind auch im Osten genug“, sagt Bodo Grzonka, Tarifsekretär der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen.  

Kai Hölzel, Betriebsratsvorsitzender bei Ontex in Großpostwitz ergänzt: „Ich bin stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen von Ontex, dass sie den weiten Weg auf sich genommen haben, um heute hier den Arbeitgebern zu zeigen wie wichtig ihnen die Arbeitszeitverkürzung ist. Die Haltung der Arbeitgeber enttäuscht mich sehr und ich stelle mir schon die Frage, ob sie wissen, dass sie mit der Fackel auf dem Pulverfass tanzen. Wir können auch anders, das können wir gern zeitnah unter Beweis stellen.“  

Hintergrund:

Die IG Metall Branche Textil Ost ist die einzige Branche, die noch 40 Stunden arbeitet und dies in besonders belastenden Schichtsystemen. Bei den derzeitigen Tarifverhandlungen werden unter anderen eine Angleichung der Arbeitszeit auf 37 Stunden pro Woche, 6 Prozent mehr Geld und eine neue Regelung zur Altersteilzeit gefordert.

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